IT´S TIME TO SAY GOODBYE


ÜBERFÜHRUNG DER QUANTUM OF THE SEAS

Die Diva lässt auf sich warten. „Wie will sie denn bei dem Tempo bis Amerika kommen!!“ Die Abendkälte weht einen Hauch von Ungeduld auf den Deich. Mit 900 Metern pro Stunde schleicht der Koloss irgendwo durch das platte Land. Doch wo steckt sie nur, die Schönheit für die Karibik?  

Es wird Nacht in Ostfriesland. Der Wind hat schon längst Ohren und Füße durchkühlt. Lediglich auf der Brücke in Leer saust der Verkehr. Wer kann, flüchtet noch schnell von West nach Ost – oder umgekehrt. Denn irgendwann droht die Vollsperrung der Hubbrücke für die Riesin aus Papenburg. 

347,75  Meter Länge und 41,4 Meter Breite wollen durch einen engen  Kanal bugsiert werden.  Das ist eine schwere Geburt. Und alles mit dem Heck voran.  Bei Schiffen ist die Steiß-Geburt von Vorteil: Wenn es eng wird, dürfen die eigenen Maschinen ausnahmsweise die Schlepper unterstützen. Ein sanftes Antippen des „Gaspedals“ und die Schiffs-Maschine sprudelt vorsichtig Wasser unters Heck – zum Nutzen der Manövrierfähigkeit. 

Am Horizont lässt die untergehende Sonne  azurblaue Türme über  hohen Baumwipfeln aufleuchten.   Wer mit einem Fernglas die blitzenden Objekte am Horizont anpeilt, sieht, dass sich was bewegt. Der Blick durchs Okkular liefert die Offenbarung: Es sind die Schornsteine der Quantum of the Seas. Und es quillt eine kleine, feine weiße Rauchfahne aus den Türmen. Es ist Leben an Bord – die Maschinen laufen.  

Kracht es – oder schrammt es vielleicht ein wenig? In Leer geht die Polizei auf Nummer Sicher. Alle Schaulustigen haben den Brückenbereich direkt hinter der angehobenen Fahrbahn zu verlassen. Die Aussichtsbalkone flußaufwärts und flußabwärts: Betreten verboten. Falls es kracht. Natürlich kracht es nicht, als die Quantum  endlich, endlich, nach Mitternacht die dritte Engstelle passiert. Und auch mit polizeilich verordnetem Sicherheitsabstand bleibt der Eindruck überwältigend.